Über mich
Schon in frühester Kindheit tobte ich mich beim Fußballspielen, Schwimmen, Skifahren und Eishockeyspielen aus. Als 7 jährige begann ich im Leistungssport als Crossläuferin. Auf Grund meiner Vielseitigkeit entwickelte ich mich zur Mehrkämpferin in der Leichtathletik. Mit Zielstrebigkeit, Disziplin, Kampfgeist und Ausdauer stellten sich schnell Erfolge auch im DDR-Maßstab ein. In der DDR-Zeit gab es ein staatlich organisiertes Leistungssportsystem und der Sportclub Karl-Marx-Stadt (SCK) interessierte sich für mich. Doch die richtige politische Einstellung war Voraussetzung für eine sportliche Laufbahn. In meinem Elternhaus sprach man offen über Missstände, Ungerechtigkeit und die erlebte ich auch im Sport. Meinungsäußerungen meinerseits führten dazu, dass der Staatssicherheitsdienst 1974 meine Stasiakte anlegte. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal 13 Jahre alt.
1975 startete ich bei der Spartakiade in Karl-Marx-Stadt und freute mich wie immer besonders auf meine Lieblingsdisziplin, Hochsprung. Ulrike Meyfarth (Olympiasiegerin 1972 in München) war mein Idol. Sie sprang in der Flop-Technik, die ich auch praktizierte. Im Hohlkreuz über die Latte zu segeln. Wir marschierten ein ins Ernst-Thälmann Stadion und das Einspringen begann. Einige Sprünge hatte ich absolviert und war dabei meinen Anlauf zu korrigieren, als plötzlich zwei Männer vor mir standen mich packten und aus dem Stadion abführten. Es folgten Startverbote, Trainingsverbot, Diskriminierung, öffentliche Beschimpfungen und Demütigung.
Der Sport war für mich das Wichtigste, mein Lebensinhalt. Trainieren um immer besser zu werden, sich motivieren die nächste Grenze zu überwinden. Der Erfolg gab mir Anerkennung, Selbstbewusstsein, Sicherheit und das Gefühl wertvoll zu sein.
Anstelle des Stadions trainierte ich ab sofort im Wald. 1977 trat ich dem BSG Motor Marienberg, dem heutigen HSV (Handball Sport Verein) 1956 Marienberg e.V. bei. Schnell war ich in der 1. Mannschaft, durfte sogar zu den Auslandsturnieren mitfahren, für mich ein Wunder. Andere Mannschaftssportarten kamen im Laufe der Jahre dazu, in denen ich Kameradschaft, Zusammenhalt, Miteinander und gegenseitige Unterstützung erleben durfte. Im Herzen blieb ich eine Einzelkämpferin und das lebte ich beim Joggen aus. Probleme wurden einfach „weggerannt“, Ziele immer höher gesteckt.
1995 meldete ich mich zu meinem ersten Rennsteiglauf auf der Marathonstrecke an. Von da an hatte ich jedes Jahr ein Ziel vor Augen. 2003 wollte ich unbedingt erleben, ob ich den Ultramarathon schaffe. Es gelang mir, zwar mit einer Zeit knapp unter 10 Stunden, aber überglücklich. Dieses Glücksgefühl hielt Wochen an, so lief ich 2004 natürlich den nächsten Ultra. Doch mein Körper hatte mir schon längst signalisiert, so geht es nicht mehr weiter. Eine unglückliche Ehe, eine Selbstständigkeit die alles von mir abverlangte und … Ich wurde krank, meine Unterleibs-OP war knapp. Doch wie verändert man sein Leben? Ich war gefangen in meinen Lebensmustern und schaffte es nicht darüber hinauszuschauen. Also geht es einfach so weiter, es muss ja weitergehen. Doch es kam plötzlich eine Verletzung nach der anderen, Probleme mit dem Knie und den Fußgelenken, Rückenprobleme verbunden mit starken Schwindel- und Panikattacken. Also beendete ich 2008 im Alter von 47 Jahren meine sportliche Laufbahn im Handball.
Das Joggen habe ich nie aufgegeben, doch Wettkämpfe lief ich keine mehr. Stattdessen meldete ich mich im Tanzstudio unserer Stadt an. Es war toll, ich liebte das Tanzen. Ob Stepp, Csárdás, Lateinamerikanische Tänze oder Line Dance, ich entdeckte eine ganz neue Seite an mir. Doch in meinem Leben war der Zeitpunkt gekommen, wo aufgeräumt wird. Ich spürte dieses Mal klopft Brustkrebs an meine Tür. Meine Frauenärztin (die mich von meiner 1. OP kannte) mahnte mich, dieses Gefühl verdammt ernst zu nehmen. Und plötzlich hatte ich die Kraft etwas zu ändern. In den darauffolgenden Jahren fing ich an meine Lebensumstände radikal zu überdenken und die nötigen Schritte zu gehen, um mir meine Freiräume zu erkämpfen. Ich trennte mich von meinem Mann. Stieg aus meiner eigenen Firma Glaskunst FL GbR aus, die ich von 1990 bis 2010 als Geschäftsführerin in Augustusburg leitete. Doch die Vorstellungen, die ich von meinem Leben hatte, traten nicht ein. Immer wieder baute ich mir etwas auf und kurz darauf zerbrach alles wieder. So erlebte ich 2013 meinen absoluten Tiefpunkt, einen Nervenzusammenbruch und anschließend durch die Verschreibung falscher Medikamente, eine Depression mit Klinikaufenthalt. 3 Monate brauchte ich, um wieder einigermaßen klarzukommen. Das erste Mal in meinem Leben fehlte mir sogar die Kraft zum Joggen. Ich möchte diese Zeit nicht missen, denn sie war unheimlich wichtig für mich, auch wenn meine Familie und Freunde mich zeitweise nicht verstanden. Ich setzte mich mit mir auseinander, mit Dingen, die ich seit meiner Kindheit verdrängt hatte. Mit Selbstliebe, Selbstannahme, Selbstachtung, Selbstwert, Harmoniebedürfnis um jeden Preis. Denn das Lebensmotto: "schneller, weiter, höher, das nächste Ziel anstreben, um an Grenzen zu kommen, die es gilt zu überwinden, erfolgreich sein, auf der Jagd nach Anerkennung und dem Gefühl geliebt zu werden…“ Mit diesem Prinzip habe ich mich nur geschunden, meinen Körper, meinen Geist, meine Seele. Ganz langsam und behutsam fing ich wieder an zu leben.
Und das Leben meinte es gut mit mir. Bei der Firma Meissener Bleikristall GmbH Marlies Sändig, bekam ich eine Anstellung als Glasveredlerin, durfte endlich wieder in meinem Beruf tätig sein und wusste am Ende des Monates, welchen Lohn ich erhielt. Mein Meisterabschluss ermöglichte mir einen Lehrling auszubilden und meine Künstlerbestätigung verschaffte mir Vorteile bei der Dekorentwicklung und Ausführung. Von Dienstag bis Freitag lebte ich in einer kleinen Wohnung mitten in der Altstadt, am Fuße der Albrechtsburg. Konnte in den Weinbergen, am Elbufer und in der wundervollen Gegend trainieren. Für mich war alles traumhaft und es hätte gerne so weitergehen dürfen. Doch April 2019 erwischten mich die Folgen eines Arbeitsunfall mit knallharter Diagnose. Kaputtes Handgelenk, arbeitsunfähig. Damit war auch meine Tätigkeit als Glaskünstlerin im eigenen Atelier in Marienberg betroffen. Wieder stand ich vor einem Scherbenhaufen. Doch die Berufsgenossenschaft unterstützte mich bei meiner beruflichen Neuorientierung.
Januar 2020 begann ich mit der Ausbildung zur Laufcampus Trainerin und Energy Dance (R) Trainerin. Trotz Corona konnte ich bis Mai 2021 die erforderlichen Prüfungen absolvieren. Das Leben ist eben immer bestrebt, sich hin zum Bestmöglichen zu entwickeln, konnte ich auch nicht verstehen, warum alles so gelaufen ist. Heute sage ich mir: "es ging eben noch besser!"
Mittlerweile bin ich nicht mehr die Jüngste aber fühle mich so gut wie nie. Durch Laufcampus sind mir viele Trainingsfehler klar geworden. Trotz langer Erfahrung von über 50 Jahren. Ich kann wieder beschwerdefrei laufen, bin im Flow, im Einklang mit der Natur und mir selbst. Hier bekomme ich Zugang zu meiner Kreativität und Schöpferkraft, die jeder in sich trägt. Ich kann mich wieder fordern, gehe ab und zu zum Training ins Stadion oder laufe einen LC 1000. Halte Phasen der Regeneration ein, in denen ich kreativ bin. Durch Energy Dance und smovey habe ich eine innere Balance entwickelt, welche mich völlig frei macht von dem Gefühl ein Alter zu haben; ich wüsste auch nicht welches. Mein Sport ist mein Jungbrunnen.
Ich
vertraue dem Leben und kann nur sagen es lohnt sich, sich auf die Reise zu begeben. Unterwegs auf dem Weg zu sich selbst.